Fotofestival ARLES

Das Fotofestival “les rencontres de la photographie” ist eines der bedeutendsten und größten Fotofestivals Europas. Seit 1970 findet in der südfranzösischen Stadt Arles von Juli bis Oktober das Festival mit Ausstellungen, Outdoor-veranstaltungen, Workshops, Fotobuch-Events uvm. statt. 
Nachdem ich in den letzten Jahren beim Umweltfotofestival “Horizonte” in Zingst/Ostsee war, war 2025 mal etwas Neues für neue Inspiration angesagt. Arles ist eine malerische Kleinstadt and der Rhone in Südfrankreich und starker Kontrast zum Ostseecharme in Zingst. Die beiden Festivals könnten unterschiedlicher nicht sein. Da ich Arles nicht kannte erschien mir Zingst bereits sehr groß und vielfältig, auch weil es auch ein bisschen den kommerziellen ‘Messe/Event’ Charakter hat durch die ‘Messe-Tage’. Da gibt es Ausstellungsflächenfür Kamerahersteller, Zubehörfirmen, Händler etc. und Firmenlogos sind im ganzen Ort allgegenwärtig. Nicht so in Arles – hier geht es nur und ausschliesslich um Fotografie und Kreativität. Logos und Hersteller-‘Stände’ muss man suchen. 

Auch die Dichte der Ausstellungen ist um ein vielfaches höher in Arles. Ein befreundeter Fotograf meinte mal, dass jeder Quadratmeter Wand als Ausstellungsfläche in Alles genutzt wird und man sich gar nicht alles anschauen kann….ich habs nicht so ganz glauben können.

Aber es war keine Übertreibung – ARLES ist der INSPIRATIONS-WAHNSINN 🙂
Ich tu mir da wirklich schwer, meine Eindrücke und meine Begeisterung zusammenzufassen und zu beschreiben. 

War mit drei Freunden/Kollegen dort, alleine wäre es wahrscheinlich noch ein größerer Eindrucks-Overkill gewesen. In der Gruppe hat man die Möglichkeit über das Gesehen zu sprechen, über die Arbeiten/Ausstellungen zu diskutieren und die Eindrücke etwas leichter zu verarbeiten.

Trotzdem war eine Woche zu wenig, um Alles zu sehen. Es gibt beim Fotofestival eine Reihe großer ‘offizieller’ Ausstellungen und Events für die man eine Eintrittskarte kaufen muss. Alles ist perfekt organisiert, es gibt eine Festivalzentrale wo man die Tickets kaufen kann und auch einen Plan von Arles und ein kleines Buch(!) mit dem Ausstellungsverzeichnis erhält. Die Tickets werden aber natürlich nur bei den ‘offiziellen’ Ausstellungen gecheckt, für Abendevents zB. muss man sich aber trotzdem nochmals (rechtzeitig!) registrieren. 

Abseits der Hauptausstellungen gibt es aber noch eine unfassbare Anzahl an kleinen Ausstellungen in jder verfügbaren Nische oder Lokal. Teilweise führen die Ausstellungen auch in irgendwelche Nebengebäude, Hinterhöfe und sogar Keller. Eine Ausstellung war sogar in einem Lager eines Supermarktes untergebracht und um zu der Ausstellung zu kommen musste man durch(!) den Supermarkt gehen – eine überraschende und doch etwas skurile Wendung wenn man eine Fotoausstellung sucht und vor einem Supermarkteingang steht 🙂

Was in Arles auch aufgefallen ist, man kann dort grossteils leicht und direkt mit den Künstlern ins Gespräch kommen und lernt dabei unfassbar interessante und kreative Menschen kennen. Wir warne in der Eröffnungswoche dort, wodurch natürlich noch mehr der Künstler anwesend waren. Auch die Besucher waren anders als die Besucher z.B. in Zingst. Es ist schwer in Worte zu fassen aber allein die Outfits (wetterunabhängig) zeigen den Unterschied. Zingst ist eher ‘outdoorsy’ und viele sind in Funktions/Sport/Wanderbekleidung unterwegs und die meisten schleppen große Fotorucksäcke und Stative rum und man sieht auch die eine oder andere gebrandete Schirmkappe mit einem Kamerahersteller-Logo drauf.

Arles ist hier völlig konträr – ich war die ersten Tage mit dem Tamron 35-150 (ohne Rucksack oder ähnliches) unterwegs und war eindeutig die Ausnahme. Das Tele macht aber auch nur bedingt Sinn, das hab ich schnell erkannt und mich dann auch auf das Viltrox 28mm/4.5 Pancake reduziert. Und weniger war wieder mal mehr!

Man sieht extrem viele Menschen mit Kameras, aber mit Fotorucksack und großem Tele fällt man dort eher aus dem Rahmen 🙂

Arles hat mir auch wieder gezeigt, dass manche Dinge nicht erzwingbar sind. Man hat dort keine Chance ALLES zu sehen. 

Der Versuch kann nur in Frust und Stress enden, beides sehr kontraproduktiv um sich inspirieren zu lassen. Stattdessen bringt das Festival gewissermassen eine ‘go with the Flow’ Einstellung. Sich treiben lassen und mitnehmen, was am Weg liegt ist wahrscheinlich die beste Art das Festival zu erleben. Damit nimmt man dann auch die endlose Anzahl an Street-Art wahr, teilweise Fotos die direkt an Häuserwände tapeziert, genagelt oder gelehnt sind. Teilweise als Werbung für Ausstellungen aber grossteils als Selbstzweck. Grossartige kleine Details, an denen man vorbeihasten würde wenn man lt. Checkliste die grossen Ausstellungen ‘abarbeitet’. Und man nimmt auch das Leben und Treiben in den Altstadtgassen von Arles nicht mehr wahr. 

In Arles geht es nicht um Fototechnik, nicht um die neueste “most shiniest” Kamera – hier geht es um Fotografie, um Emotionen, um Konzepte, um menschliche Themen und Reportagen. Arles vibriert mit einer unglaublichen Energie, man sieht nur entspannte und freundliche Menschen statt hetzender Touristen die von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten rasen. Gefühlt sind hier 95% der Menschen auf den Strassen Fotobegeisterte in irgendeiner Art. 

Besonders spannend für mich waren die Begegnungen mit den Fotografen/Ausstellern.
Eine kleine Anekdote: Wir gehen in einen kleinen Ausstellungsraum, keine 20 Quadratmeter aufgeteilt auf 2 Räume mit einer Anzahl schwarz-weiss Fotos mit einem Touch ‘oldschool’ aber mit einer Tiefe und Intensität. Beim sprachlich etwas holprigen Gespräch kam dann heraus, dass der Fotograf (in meinem Alter zwischen 55 und vielelicht 60) die Bilder mit 18 Jahren fotografiert hat. Auf die Frage, ob er regelmässig ausstellt und ob er weitere Arbeit auf Insta/Facebook oder Webseite zu sehen hat kam nur “das ist meine erste Ausstellung, Social Media und Webseite hab ich keine”. Einerseits finde ich es schade, dass seine Arbeiten so lange schlummern mussten, aber andererseits hat es mich berührt dass sie nun endlich nach so vielen Jahren an die Öffentlichkeit gekommen sind. Auf Insta/Facebook wären sie sowieso im Rauschen untergegangen, somit war eine Ausstellung die beste Art der Präsentation. 

Generell ist die Liebe zu Prints und Büchern auch stark spürbar. Viele Galerien oder Aussteller bieten auch direkt Prints an, teilweise sehr hochwertige Fine-Art Prints in limitierten Auflagen. Auch gibt es alte Fototechniken zu sehen (Cyanotypien, Nassplatten/Collodium Fotos, alte historische Aufnahmen). Parallel dazu gibt es auch Fotobuch-‘Messen’ – für mich eine schwere Prüfung. Zum Glück hat mich die Gepäcksgewichtsbeschränkung begrenzt, sonst hätte ich mir für meine Fotobuchsammlung dort eine Spedition zum Rücktransport der gekauften Bücher nach Wien anheuern müssen.

Da man trotz des ‘sich-treiben-lassens’ irgendwann man einen Eindrucks-Overkill erlebt, haben wir unsere Tage geteilt und auch fotografische Ausflüge in die nahegelegene Camargue gemacht. Speziell die Salinen bieten da viele spannende Motive. Hier wären Teleobjektive mit längerer Brennweite teilweise hilfreich gewesen (wir waren alle auf Brennweiten bis 100/150mm beschränkt), aber dort lassen sich wildlebende Flamingos, Wasservögel und die typischen weissen Pferde der Camargue fotografieren – nur halt nicht gut mit dem Weitwinkel. Das Umland von Arles bietet somit auch einiges an Fotomöglichkeiten abseits des Fotofestival. 

Es war eine anstrengende aber mega-inspiriernde Woche. Darum “2026 – ARLES, ich komme wieder” 

Text und Fotos: (c) Robert Pichler

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